Kinderhaus Mohrenhaus Radebeul
Standort: Moritzburger Straße 51, 01445 Radebeul
Bauherr: Stadtverwaltung Radebeul
Kurzbeschreibung: "Ein zinnenbekrönter, schlanker Turm schraubt sich in die Höhe. Er überragt ein verwittertes Schloß im hügeligen Park. Unbeschnittene Bäume und wildwachsende Sträucher laden dazu ein, Entdeckungstouren zu machen, zu klettern und sich ein verborgenes Plätzchen zu suchen. Über dem herrschaftlichen Eingang grüßen zwei Mohren. Dahinter öffnet sich eine Art Rittersaal, von dem aus verwinkelte Gänge und Treppen in exotische Reiche führen. So könnte ein Märchenschloß aussehen, wie es sich Kinder in ihren Träumen vorstellen. Dieses Haus gibt es wirklich, und tatsächlich stand es Kindern zum Spielen, Toben und Lernen zur Verfügung. "Zeitschrift für Denkmalspflege...?"
Den Namen Mohrenhaus erhielt das Gebäude nach Überlieferung durch das Aussehen der beiden Hauptberge der "Mohrenköpfe". An diesem Standort wurde Jahre 1544 erstmals ein Weinberghaus erwähnt, von dem heute noch ein paar Kellergewölbe existieren.
1868/69 errichteten die Architektenbrüdern Ziller hier ein neugotisches Schlösschen das in den Jahren 1911/12 durch den Dresdner Jugendstilarchitekten Max Herfurth erweitert wurde.
Bei der sensibel durchgeführten Rekonstruktion der Außenhülle wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Denkmalspflege Sachsen ein Konzept erarbeitet, das dem hohen künstlerischen Anspruch des Gebäudes gerecht wurde. Original erhaltene Bauteile wurden gesäubert und ergänzt, die einsturzgefährdete Sandsteinloggia musste demontiert und von Grund weg neu aufgebaut werden. Um die Ausstrahlung des durch Neugotik und Jugendstil geprägten Gemäuers wieder herzustellen wurde das Dach wieder in Schiefer gedeckt. Dabei wurde nach der Analyse historischer Fotos des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine Rechteckschablonendeckung mit Strackorten und Liegerinnen realisiert.
Neben dem Dach trägt aber besonders der Farbanstrich des Putzes in einen warmen Weißton, und die einheitliche hellgraue Fassung der Fenster zur Harmonie des Gebäudes bei. Durch diese zurückhaltende Farb- und Materialauswahl kommen nun die historischen Sandsteingesimse, -gewände und -ornamente wieder voll zur Wirkung.
Für neue Zutaten wie Absturzsicherungen, Geländer, Schneefangrohre oder Lampen wurden schlichte moderne Bauteile gewählt. Im kleinen Innenhof musste nutzungsbedingt eine Fluchttreppe installiert werden. Die grau gefasste Stahlkonstruktion mit Holzbelag nimmt die Geometrie des Hofes auf und erhielt auf einer alten Arkadenmauer ein großes balkonartiges Podest. An der am Hang gelegenen Westfassade mussten gleich zwei neue Treppen errichtet werden. Diese docken wie Stege vom ehemaligen Weinberg an das alte Herrenhaus an. Die "große Gangway" mündet hier in der Mitte des Hauptgiebels. Um die zergliederte Westfassade wieder zu ordnen wurden hier die Fragmente des alten Sandsteingewändes in einer Stahltafel gefasst, an die auch die "große Gangway" anschließt.
Entwurf und Ausführungsplanung, Bauüberwachung Hauptgebäude:
STUHR ARCHITEKTEN, Mitwirkung Ing.-Büro Heiko Gebhard
Bauherrenpreis der Stadt Radebeul